Die wandelnde Komposition im Wald

Die Fotografie im Wald gehört für mich zu den anspruchsvollsten Disziplinen. Vielleicht hast du das auch schon erlebt. Du stehst mitten in einer wunderschönen Szenerie, alles scheint perfekt und doch lässt sie dein Anblick nicht in ein Bild umsetzen. Auf dem Foto wirkt der Zauber plötzlich blass, die Harmonie gestört, das Bild zu chaotisch. Diese Frustration ist im Wald gegenwertig. Manchmal glaube ich, man sucht im Wald nicht nur ein Bild, sondern auch ein Gefühl, man folgt einfach der Intuition. Man sucht nach diesem Moment, diesem Anblick der dich erstarren und dich innehalten lässt.

Diese Herausforderung hat mich schon immer angetrieben, die Suche nach dem Gral die Suche nach dem Erfolg. Oder doch nur die Suchen nach mir selbst? Ich habe Stunden damit verbracht, mich durch das Dickicht zu bewegen, den Ort zu finden, die eine Komposition, bei der alles stimmt, bei der man das Chaotische des Waldes bei Seite legen kann und alles überkreuzte Wilde in Einklang bringt. Nach genau jener Komposition, die wir als richtig befinden. Dan stellt sich die Frage: Warum empfinden wir die Natur auf einem Bild nur «ansprechend», wenn wir Sie in eine vorgegebene Komposition pressen?

Unsere Welt verändert sich und mit ihr unsere Umgebung. Auch der Wald ist im Wandel. Meistens nehmen wir die Veränderung nicht bewusst wahr. Aber wenn man ein kleines Stück Natur über längere Zeit hinweg beobachtet, dann erkennt man, wie tiefgreifend sich selbst der unscheinbarste Ort verändern kann. Man kann beobachten, wie sich die Natur auf diesem kleinen Fleck nach jedem Gewitter verändert, wie Bäume fallen und Bäche sich stauen und die Natur geformt wird.

Diese Bilder wurden nur 30m voneinander aufgenommen. Die eine Komposition existierte gar nicht während ich das andere Foto gemacht habe. Der Ort bleibt derselbe und ist doch nie gleich. Genau das fasziniert mich an diesen Bildern. Sie zeigen die Veränderung und wie wertvoll es ist, hinzusehen. Für mich sind diese Fotografien ein stilles Gespräch mit einem vertrauten Ort. Und vielleicht auch eine Erinnerung daran, wie viel Tiefe selbst in der kleinsten Ecke unserer Umgebung verborgen liegt.

Zurück
Zurück

Das Belvédère und die Lichterstrasse